Die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft hat 108 Wohneinheiten in der Heubischer Straße auf Vordermann gebracht. Langzeit-Mieter wie das Ehepaar Zier freuen sich, dass die Sache reibungslos gelaufen ist.
Neustadt – Wenn die Modernisierung der Wohnblocks in der Heubischer Straße jemand historisch richtig einordnen kann, dass sind es die Ziers. 1974 ist das Ehepaar in der Heubischer Straße 46 eingezogen und dürfte damit die treuste Mietpartei am südlichen Eck der Kernstadt sein. Und heute, mit Blick auf neue Fassade, neue Balkone und (momentan nur fast komplett) neu gestaltete Außenanlagen, gibt es für Willy Zier keinen Zweifel: “Wenn hier alles fertig wird, dann haben wir das schönste Viertel von Neustadt.” Bei so einem Satz steht Josef Gerstl als Vorstand der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft (GWG) natürlich daneben und grinst breit. Kein Wunder, schließlich hat die GWG in den vergangenen drei Jahren gewaltig in die Anlage mit insgesamt 108 Wohneinheiten investiert. “Insgesamt 6,5 Millionen Euro, davon 1,5 Millionen Euro einschließlich Außenanlagen nur in diesem Jahr” berichtet Gerstl.
Neue Dämmung, neue Fenster
Inzwischen ist bei den in den 60er-Jahren gebauten Mehrfamilienkomplexes kaum mehr was, wie es früher war: neue Dämmung, neue Fenster, neu gestaltete Treppenhäuser, teilweise sogar neue Heizkörper. 1976, als den Ziers über die Firma Siemens eine Wohnung zugewiesen wurde, war das noch anders, erinnert sich der im November 87 Jahre alt werdende Willy Zier: “Damals hatten wir teilweise noch Ölöfen.” Heute sind alle Wohnungen an eine moderne Pelletheizung angeschlossen. Die alleine hat 450.000 Euro gekostet, war nach Angaben des GWG-Vorstandes aber auch die Voraussetzung für zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse der Kreditanstalt für Wiederaufbau zur Sanierung.
Technische Herausforderungen
Bei der GWG für das Gesamtprojekt verantwortlich war Bernd Heinrich. Der technische Projektleiter ist im Gespräch mit den Ziers sichtlich froh, dass alles gut gelaufen ist. “Das war kein Selbstläufer”, sagt Heinrich, dass es bei den Bauarbeiten mit Millionenbudget immer mal außerplanmäßig technische Herausforderungen gibt.
23 neue Garagen
“Zum Glück aber nicht noch welche durch die Corona-Pandemie”, freut sich Heinrich, in diesem Punkt “das nötige Quäntchen Glück” gehabt zu haben. Dafür und erst recht dafür, dass während dem ganzen Jahr der Modernisierung der vier Gebäude “keine einzige Beschwerde” kam – gibt´s ein Lob vom Chef: “Bernd Heinrich hatte die Sache voll in der Hand. Nur vom Schreibtisch aus geht so was nicht”, sagt Vorstand Josef Gerstl. Ein paar Sachen, die kann Bernd Heinrich der Familie Zier aber erst mal nur versprechen – ein bisschen was fehlt ja noch. Der Projektleiter kündigt für die kommenden Wochen die Arbeiten an, “die wir witterungsbedingt nach hinten schieben konnten”. Darunter fallen unter anderem die Errichtung von 23 neuen Garagen bis zum Jahresende sowie die Restarbeiten in den Treppenhäusern und den Dachböden. Letztere sollen den Mietern zum Wäschetrocknen zur Verfügung stehen und haben zur Schimmelvermeidung eine computergesteuerte Lüftungsanlage bekommen.
Warum die Miete gestiegen ist
Erika Zier blinzelt in die Sonne, schaut in den Innenhof und nickt Bernd Heinrich anerkennend zu. “Gott, bin ich froh, dass wir hier wohnen”, sagt die Langzeit-Mieterin und erinnert sich: Ihr Mann habe vor 40 Jahren schon immer mal davon gesprochen, ein Haus zu bauen. Besonders dann, als ihr gemeinsames Kind auf die Welt kam. Aber letztlich sind die Ziers bei der GWG und in der Heubischer Straße geblieben. “Am Ende hat sie Recht behalten”, sagt Willy Zier heute – und das insbesondere deshalb, weil ihm heute der Unterhalt eines eigenen Hauses zu viel Arbeit wäre. Da ist der 87-Jährige froh, dass er sich auf den Service der GWG verlassen kann. “Ich bin sehr zufrieden”, sagt Willy Zier und hinterlässt gleich noch mal einen breit grinsenden Josef Gerstl. Der gibt das Lob gleich zurück: “Solche Mieter kann ein Wohnungsbauunternehmen wie unseres nicht genug haben.”
Heizkosten sinken
Aber natürlich muss eine gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft wie alle Unternehmen auch auf die Kosten schauen. Josef Gerstl verschweigt nicht, dass in den Gebäudekomplexen 44/46 und 48/50 durch die Sanierung die Grundmiete um rund einen Euro pro Quadratmeter gestiegen ist. “Das ist der Spagat, den wir vollbringen müssen”, beschreibt Gerstl den Ansatz des Unternehmens: einerseits die Gebäude wirtschaftlich zu betreiben, andererseits sozialverträgliche Mieten zu gewährleisten. Immerhin: Die moderne Heizungstechnik federt einen Teil der Mietsteigerung wieder ab. Bei der Wohnungsbaugenossenschaft rechnet man damit, dass die Heizkosten um gut 50 Cent auf 90 Cent pro Quadratmeter und Monat sinken werden.
Coburger Tageblatt v. 28.10.2020 – Berthold Köhle